meine Nichtbegabung für Handarbeiten, wie das früher in der Schule hieß, kam eigentlich schon in der frühen Kindheit zum Vorschein. Ich war zwar immer mit viel Herzblut dabei, das Ergebnis hat aber meist nicht mehr Begeisterung als ein gequältes Lächeln meiner Mutter hervorgebracht. Es war klar, ich werde wahrscheinlich nie einem handwerklichem Beruf nachgehen.
Doch schon in der Volksschule war meine Begeisterung fürs Stricken geweckt. Meine Werkstücke glichen Kettenhemden aus Wolle - steinhart und widerstandsfähig. Man sagte mir: du musst das alles lockerer machen. Gebracht hat das alles nichts ... nur ein paar Stricknadeln mussten dran glauben. Vielleicht lag es auch daran, dass mir niemand zeigen konnte wie diese Sache mit dem Stricken für Linkshänderinnen funktioniert - so ist das Stricken bis heute die einzige Tätigkeit die ich ganz "normal" mit rechts mache.
Lange Zeit war dann Schluss, nicht cool genug war die Strickerei um ein ordentlicher Teenager zu werden. Doch dann, es war irgendwann in der Oberstufe begann man leise und nur ganz vereinzelt das leise klappern der Nadeln zu hören - und es breitete sich aus, wie ein Virus. Und auf einmal war es dann Teenie-Gesellschaftsfähig. Ja ich spreche noch immer vom Stricken. So begann der 2. Anlauf. Ich habe mir natürlich gleich hohe Ziele gesteckt, ein Schal sollte es werden. Fertig ist er natürlich nie geworden. Mein Selbstwertgefühl verbietet es mir dies auf meine mangelnde Begabung zurückzuführen, aber manchmal kann man die Augen nicht vor dem Offensichtlichen verschließen ...
Dieses Schulklassenerlebniss ist nun 10 Jahre her. So lange habe ich jetzt auch nicht daran gedacht wieder mit einer Handarbeit zu beginnen - bis ich letzten Sonntag beim DaWanda Designmarkt war ... als ich dort all die Wolle und Nadeln sah und wieder das altbekannte klicken gehört habe, ja da war's wieder um mich geschehen. Und ja ich habe am Montag Wolle, Nadeln aber leider keine Geduld gekauft. Es soll wieder mal ein Schal werden... die ersten 20 cm sind auch schon vollbracht und meine klischeehaften Katzen haben auch Freude an meinem neuen Winterhobby ... und vielleicht schaffe ich es ja diesmal mein Werk zu vollenden - wundert euch also nicht wenn ihr mich im Juli mit einem dicken Wollschal durch die Gegend laufen seht ... dann muss ich nämlich nur allen beweisen, dass ich es geschafft habe. Und ganz ehrlich, so eine Strickarbeit ist auch mal eine willkommene Abwechslung zu meinem üblichen grauer-Winter-ich-will-nicht-vor-die-Tür-2000-Teile-Puzzle.