Die meisten werden es schon mitbekommen haben. Nach beinahe sieben Jahren Beziehung wurde mein Freund zu meinem verlobten und mein linker Ringfinger zur dauerberingten Zone. War es in den ersten Tagen nach der, ich gebe es zu, doch sehr unspektakulären und wenig hollywoodreifen Verlobung noch alles sehr ungewohnt und unwirklich, so ist es jetzt ein angenehmes und schönes Gefühl zu wissen, dass ich meinem zukünftigen Mann schon bald ein sehr ernstes Versprechen geben werde.
Wobei bald eigentlich ein sehr dehnbarer Begriff ist, der große Tag wird nämlich erst irgendwann im nächsten September stattfinden. Alle Zeit der Welt war mein erster Gedanke und meine Trauzeugin und beste Freundin war da eigentlich auch der gleichen Meinung. Alles nur aus einem Grund, um nur wenige Tage später auf dem harten Boden der Realität aufzuschlagen. Hochzeiten haben sich nämlich verändert. Sie wurden amerikanisiert. Sendungen wie
vier Hochzeiten und eine Traumreise oder
die perfekte Hochzeit und unzählige Hollywoodfilme haben aus einem Brauch und einem Versprechen vor Staat und Kirche (wenn man das heute noch so will) einen Megatrend und einen globalen Hype gemacht.
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© Joe Elario |
Was in anderen Gebieten höher, schneller, weiter heißt, ist in Hochzeitssprache übersetzt größer, unnötiger, kitschiger. Und ich muss sagen, ich habe schon nach vier Wochen Beschäftigung mit diesem Tag, der ja der schönste in meinem Leben werden
muss – nein das setzt mich gar nicht unter Druck – eigentlich die Nase gestrichen voll. Was aussieht wie ein Traum aus reiner Seide ist in Wahrheit ein überteuerter Haufen Polyester und was aussieht wie ein Traumschloss aus den Märchenbüchern ist in Wirklichkeit ein vor sich hinmodernder, alter Kasten der nur darauf wartet, dass das nächste hochzeitsverblendete Paar daherkommt und seinen überteuerten Preis für ein Fest von der Stange, mit minderwertigem Essen und schlechtem Service, bezahlt.
Es gibt sie, denn auch die hässlichste Location ist ausgebucht und der schlechteste Caterer überlastet.
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© Channel 4 |
Ich möchte jetzt nicht über die Pläne anderer urteilen. Für mich stellt sich nur die Frage, ob ich auf den kollektiven Hochzeitszug aufspringen möchte. Nach drei Hochzeitsmessen, einem Kleiderspontankauf und etlichen Locationbesichigungen kann ich für mich nur beantworten: NEIN. Alles was ich mir wünsche, ist ein schönes Fest, mit meiner Familie und meinen besten Freunden, die sich freuen einen großen Schritt in meinen Leben zu feiern und sich nicht den Kopf darüber zerbrechen, ob meine Hochzeit mehr
Pinterest-Board oder
Hochzeitswahn ist. Ich wünsche mir einen Tag voller Freudentränen, gutem Wein und noch besseren Essen und keine perfekt ausgeleuchteten Fotos, die mich daran erinnern sollen wie individuell und toll das alles nicht war.
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© Ruffled Blog |
Vielleicht ist jetzt auch nur die allgegenwärtige Überforderung mit dem Thema, denn ich werde mich nicht sämtlichem Hochzeits-Schi-Schi entziehen, aber eins kann ich schon jetzt mit Sicherheit sagen:
Style me Pretty wird nicht einmal mit der Wimper zucken wenn ich vor den Altar trete, meinen Brautstrauß werfe und meine Non-Designer-Torte, die ausgezeichnet schmecken wird, mit einem ganz normalen Küchenmesser anschneide. Aber vielleicht
Ruffled, denn das ist einer der wenigen Hochzeitsblogs, der mir wirklich gefällt.