Nach langem Bangen und langem warten war es am Sonntag soweit. Ich habe die Schwelle übertreten und bin jetzt Mitglied im großen Club der Mittdreißiger. Ganz ehrlich: Es hat gar nicht weh getan und trotzdem bin ich abgehauen. Nach Paris. Denn dazu gab es eine Geschichte, die kommt aber später. Offiziell bin ich jetzt erwachsen. Ja ok, das war ich vorher auch schon, aber jetzt, mit der Drei vorne gibt es keine Ausrede mehr. Trotzdem bin ich jetzt noch fünf Jahre jünger als Carrie Bradshaw, die jahrelang das "will ich auch-Gefühl" in Sex and the City hervorgerufen hat.
Ganz generell habe ich mir natürlich meine Gedanken zum Thema altern gemacht und muss sagen. Ja! Langsam sieht man mir an, dass ich nicht mehr 19 bin. Was mich allerdings verwundert, ist der Fakt, dass es mir so gefällt. Ich mag das Bild von mir als Frau, nicht als Mädchen und bin froh mittlerweile eine gewisse Selbstsicherheit und Stilsicherheit gefunden zu haben. Die wilden Jahre voller Exzesse und Experimente sind vorbei und ich weiß mittlerweile was ich mir vom Leben wünsche oder besser gesagt, ich weiß wie ich meine nächsten Jahre verbringen möchte. Ich habe gelernt und mich entschieden. Nicht nur ein Mal. Und ich habe gelernt weniger zu wanken und Werte zu leben. Auch wenn sie anderen Menschen nicht in den Kram passen. Ich habe gelernt ironisch zu sein und nicht immer sarkastisch und ich habe gelernt nicht immer alles so ernst zu nehmen – denn meine Freunde und die Menschen die mir in meinem Leben sehr wichtig sind, werden mich immer so mögen wie ich eben bin, oder eines Tages nicht mehr in meinem Leben sein. Auch das passiert. Leider.
Einige Dinge habe ich bis heute noch immer nicht auf die Reihe bekommen. Egal ob ich es mir vorgenommen habe oder nicht. Ich tu mir noch immer schwer damit meine Wünsche zu äußern, kann nicht auf den Tisch hauen und möchte es immer allen recht machen. Vielleicht werde ich deshalb ab und an mal ausgenutzt, aber auch damit kann ich eigentlich ganz gut. Aber vielleicht kann ich diese Hürde bis zum nächsten Meilenstein meistern.
Zurück zum eigentlichen Ereignis. Schon vor 15 Jahren habe ich darüber gesprochen, mit 30 eine erfolgreiche Buchhalterin oder Steuerberaterin zu sein, einen großen Schrank voller schicker Schuhe zu besitzen und meinen 30. Geburtstag in Paris zu verbringen. Naja, Buchhalterin bin ich nicht geworden. Die Karriere hat mich auf andere Wege geführt. Der Schuhschrank ist voll. Definitiv! Und der Dreißiger wurde in Paris gefeiert. Mit Freunden. In der Stadt mit diesem Gewissen je ne sais quoi. Ein Wochenende voller schöner Ecken, gutem Essen und bester Gesellschaft, denn die war das Wichtigste. Ganz nebenbei hab ich die größte Herausforderung angenommen und ganz nach Plan mit dem Rauchen aufgehört. In langjähriges und doch geliebtes Laster, das ich meiner Gesundheit zuliebe aufgegeben habe. Dabei geht es mir seit fast drei Wochen überraschend gut – ich hoffe es bleibt so.
Ich fühle mich jetzt also angekommen. Im Club der Erwachsenen, den sagenumwobenen Mittdreißigern. Ich werde gleich morgen mal wieder meine Falten zählen und mich Gedanklich auf Hochzeit und ein neues Jahrzehnt einstimmen. Es wird sicherlich toll. ;-)
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